Wenn Sie als Arbeitnehmer überlegen, den eigenen Arbeitsvertrag aufheben zu lassen oder bereits einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, aber das Unternehmen noch nicht verlassen haben, gibt es einige Herausforderungen bezüglich des richtigen Verhaltens und einer angemessenen Kommunikation.

Wann kann ich im Arbeitsumfeld über meine Situation reden, mit wem und wie kann ich dies auf selbstbewusste Weise tun?
Welches Verhalten ist angemessen und wie gehe ich mit eventuellen Interessenkonflikten um?
Verhalten im Unternehmen
Die Aufhebung des Arbeitsvertrags ist freiwillig und damit eine persönliche Entscheidung. Dies gilt auch, wenn der Arbeitgeber auf den Mitarbeiter zugekommen ist oder ihn sogar zu einer Aufhebung gedrängt hat. Wenn Sie das Unternehmen nicht verlassen möchten, sollten Sie das Angebot ablehnen.
Im Normalfall können daraus 3 Situationen entstehen:
- Ihr Arbeitgeber akzeptiert dies mehr oder weniger und Sie arbeiten normal weiter.
- Ihr Arbeitgeber übt Druck auf Sie aus, hat aber eindeutig keine Möglichkeit, Sie erfolgreich zu kündigen.
- Ihr Arbeitgeber übt Druck auf Sie aus und hat eine reale Chance, Sie erfolgreich zu kündigen.
In jedem Fall ist es wichtig, dass Sie vorher zu einer klaren Entscheidung gelangen, wie Sie Ihre Zukunft gestalten möchten. Besonders im 2. und 3. Fall kann es zu einem angespannten Verhältnis mit dem Arbeitgeber kommen. Sie sollten sich frühzeitig überlegen, ob Sie das aushalten möchten. Wenn es zu einer solchen Situation kommen sollte, ist Vorsicht geraten. Sprechen Sie, wenn möglich, nicht im Unternehmen über die Situation oder Ihre Überlegungen. Diese Aussagen können in einem möglichen Kündigungsprozess gegen Sie verwendet werden, leider oftmals auch aus dem Kontext gehoben.
Am effektivsten können Sie verhandeln, wenn Sie wissen, was Sie sich für Ihre Zukunft wünschen und was Sie dafür brauchen. Bis zur verbindlichen Unterschrift auf dem Aufhebungsvertrag sollten Sie jedoch nicht über Ihre Absichten sprechen, am besten auch nicht mit vertrauten Kollegen.
Vertragsprüfung

Wie offensichtlich es auch sein mag: der Vertrag sollte unbedingt vollständig und sorgfältig geprüft werden, bevor er unterschrieben wird! Nach der Unterschrift sollten Sie Folgendes beachten:
- Alle Bedingungen zur Umsetzung des Vertrags müssen eingehalten werden. Auf keinen Fall sollte Ihr Arbeitgeber eine Möglichkeit erhalten, vom Vertrag zurückzutreten oder gar eine verhaltensbedingte Kündigung auszusprechen.
- Besonders wenn Geheimhaltung explizit vereinbart wurde, sollten Sie sich strikt daran halten, auch wenn sich Kollegen erkundigen.
- Die im Vertrag vereinbarten Termine sollten unbedingt eingehalten werden. Es ist empfehlenswert, diese in den persönlichen Terminkalender einzutragen.
In der Regel ist der Arbeitgeber sehr daran interessiert, den Vertrag wie vereinbart umzusetzen. Immerhin hat er das Aufhebungsangebot gemacht. Ihr Arbeitgeber wird es normalerweise dabei belassen, wenn Sie sich weiterhin korrekt, loyal und konstruktiv verhalten.
Wenn Sie jedoch den Eindruck haben, dass Ihr Arbeitgeber aktiv nach Möglichkeiten sucht, um sich ohne Zahlung der vereinbarten Abfindung von Ihnen zu trennen, ist besondere Vorsicht geboten. Um auch in solchen Fällen auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie sich weiterhin korrekt verhalten, dies dokumentieren und ggf. nachweisen können.
Hinterlassen Sie einen positiven Eindruck, indem Sie weiterhin produktiv, konstruktiv und loyal zum Arbeitgeber und Ihren Kollegen bleiben.
Das ist nicht nur eine Stilfrage, gute Kontakte könnten später noch sehr nützlich für Sie sein.
In seltenen Fällen kann es zu Interessenkonflikten kommen. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Kollege Sie bei seiner Entscheidung über das Aufhebungsangebot um Rat bittet und nach Ihren Aufhebungskonditionen oder Erfahrungen fragt. In der Regel sind die Aufhebungskonditionen vertraulich. Daher sollten Sie sich auf allgemeine Aussagen und Informationen beschränken, die diese Vertraulichkeit nicht verletzen.
Auch wenn Sie sich sehr auf den neuen Lebensabschnitt freuen und mit den Vorbereitungen loslegen möchten, sollten Sie penibel darauf achten, die Regeln bezüglich privater Tätigkeiten während der Arbeitszeit sowie zur Verwendung von Arbeitsmitteln zu privaten Zwecken genau einzuhalten. Auf keinen Fall möchten Sie Ihrem Arbeitgeber einen Grund zur Kündigung – und damit zum Rücktritt vom Aufhebungsvertrag und der Abfindung – bieten.
In der Familie und im Freundeskreis
Der Verlust des Arbeitsplatzes, auch wenn er (teilweise) freiwillig geschieht, kann einiges verändern. Es ist normal, sich zu einem großen Teil über den beruflichen Status und das damit verbundene Einkommen zu definieren. Besonders wenn man eine mutige Veränderung anstrebt, die mit inhaltlichen und finanziellen Unsicherheiten einhergeht, kann es zu Unverständnis und Ablehnung kommen. Sehr häufig erleben Personen in einem solchen Prozess Momente der Zweifel oder sogar Angst. Insgesamt bedeutet dieser Prozess fast immer eine erhebliche emotionale Belastung. Daher ist es wichtig, dass Ihr direktes Umfeld diese persönliche Entscheidung respektiert und unterstützt.
Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, ob Sie den Aufhebungsvertrag tatsächlich unterschreiben möchten, können Gespräche mit Freunden bei der Entscheidung helfen, ein realistisches Selbstbild zu entwickeln, Mut zur Veränderung zu machen oder von ähnlichen Erfahrungen anderer zu lernen. Wenn Sie allerdings mit Personen sprechen, deren Werte stark auf Sicherheit, Status und materiellen Ansprüchen basieren, können solche Gespräche Sie auch verunsichern. Daher sollten Sie sich bewusst entscheiden, mit wem Sie wann über diese Pläne sprechen.
In den Sozialen Medien
Machen Sie sich einen Zeitplan für die Kommunikation im beruflichen Netzwerk.
Besonders wenn Sie eine neue Aufgabe suchen oder eine selbstständige Tätigkeit bekannt machen möchten, bietet eine Änderung Ihres Profils auf den beruflichen sozialen Netzwerken eine besonders gute Gelegenheit. Die Veränderung wird allen Kontakten angezeigt. Wenn Sie aus dem Unternehmen austreten, aber noch nicht genau wissen, was Sie dazu kommunizieren möchten, können Sie diese Änderung auch erst wenige Wochen später vornehmen, dafür hat jeder Verständnis.
Befinden Sie sich noch in den Verhandlungen, ist es nach wie vor wichtig, die eigene Verhandlungsposition zu schützen, bis der Aufhebungsvertrag unterschrieben ist und sich auch danach nicht angreifbar zu machen. (Mehr dazu finden Sie unter Verhandlungsoptionen.)
Für die Kommunikation in den sozialen Netzwerken hat das zwei klare Konsequenzen:
- Sie veröffentlichen den Austritt aus dem Unternehmen erst nachträglich – und zwar erst, wenn Sie das Unternehmen tatsächlich verlässt bzw. bei Beginn der Freistellung.
- Sie äußern sich am besten gar nicht zu den Verhandlungen oder den Umständen im Unternehmen, und wenn, dann nur positiv und allgemein.
Somit ergeben sich 3 Phasen der Kommunikation:
- Bis zum Austritt: Funkstille!
- Zum Austritt oder kurz danach: Veränderungsbotschaft nutzen durch Profil-Update
- Sobald die Zukunftspläne klar sind: regelmäßig und aktiv kommunizieren
Die Regelmäßigkeit ist dabei wichtig. Viele machen den Fehler, am Anfang sehr viel zu posten und dann nachzulassen. Besser ist es, wenn Sie sich vorab Gedanken zu den Inhalten zu machen, die Sie teilen möchten und dann lieber seltener, dafür aber regelmäßig posten.
Wenn Sie in den sozialen Netzwerken aktiv bleiben möchten, kann der Grundsatz helfen: Reagieren, kommentieren, vernetzen. Mit jedem Like oder Kommentar erzeugen Sie Reichweite bei Ihren Kontakten und können potenziell interessante, neue Kontakte erkennen.
Eine gute Trennungsgeschichte
Überlegen Sie sich als Erstes, ob und wie Sie dem beruflichen Netzwerk die Veränderung erklären möchten. Treten Sie nicht defensiv, sondern selbstbewusst und positiv auf. Auch wenn die Situation bei Ihrem Arbeitgeber Sie vielleicht zu diesem Schritt gebracht hat, haben Sie sich selbst dazu entschieden, das Arbeitsverhältnis aufzuheben, um eine neue Lebensphase zu beginnen. Ob Sie nun also ein Sabbatical machen, ein Unternehmen gründen, sich sozial engagieren oder eine neue Karriere anstreben möchten: Sie entscheiden sich aktiv und bewusst für diese Veränderung. Eine kurze, positive und schlüssige Trennungsgeschichte ist daher wichtig.
- Was ist passiert?
Sie wurden nicht gekündigt, sondern haben sich entschieden, das Unternehmen zu verlassen. - Warum haben Sie das gemacht?
Nicht aus der Not, sondern weil Sie etwas bestimmtes erreichen wollten. - Was haben Sie jetzt vor?
Sie können Ihren Plan entweder schon konkret benennen oder einfach mitteilen, dass Sie sich jetzt die Zeit nehmen, sich Gedanken darüber zu machen. - Wenn Sie möchten, können Sie einen kurzen Dank für die Erfahrungen und die gute Zusammenarbeit an das vorherige Unternehmen und die Kollegen hinzufügen.
Diese Trennungsgeschichte werden Sie vermutlich öfter brauchen. Daher lohnt es sich, explizit zu üben, bis Sie sie flüssig und selbstbewusst vortragen können.